Bernard Gahnassia, stellvertretender Bürgermeister von Puteaux (92) und Präsident der CRIF-Kommission für die Beziehungen zu den gewählten AmtsträgernDer Antisemitismus in Frankreich ist kein Überbleibsel der Vergangenheit, sondern eine alarmierende und wachsende Realität.

Die Zahlen sind eindeutig: Die Zahl der antisemitischen Taten hat sich innerhalb eines Jahres fast vervierfacht. Nach dem Pogrom der Hamas am 7. Oktober 2023 haben einige Stimmen, wie die von La France Insoumise, die Tat dieser Terrorgruppe bewusst verteidigt und scheinen nun die Krise im Nahen Osten für Wahlzwecke zu instrumentalisieren. Die Folgen solcher Manöver sind direkt und in erster Linie in sozialen Netzwerken. Im digitalen Zeitalter spielen diese Netzwerke eine ambivalente Rolle. Sie sind sowohl unverzichtbare Kommunikationsmittel als auch unkontrollierte Vektoren des Hasses. Der Mangel an Regulierung und Anonymität auf diesen Plattformen ermöglicht es, dass sich Antisemitismus ungestraft ausbreitet. Es ist zwingend erforderlich, dass wir unseren Ansatz zur Online-Überwachung und -Moderation überdenken, um sicherzustellen, dass die Meinungsfreiheit nicht zu einem Freibrief für die Aufstachelung zum Hass wird. Während digitale Wachsamkeit unerlässlich ist, muss Bildung auch eine zentrale Rolle spielen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie alltäglicher Hass zu verabscheuungswürdigen Taten führen kann. Die Geschichte hat uns das bewiesen. Bildung und Wissensvermittlung sind unsere besten Bollwerke gegen Ignoranz und Fanatismus. Die Blockaden der Universitäten beweisen uns, wenn es nötig wäre, dass Vergessen und Fehlinformationen zu gefährlichen Aussagen führen, wenn die Protagonisten zwischen 18 und 21 Jahre alt sind. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass das nationale Bildungssystem seine Programme zur Sensibilisierung für die Gefahren aller Formen von Gewalt, einschließlich des Antisemitismus, verstärkt, indem es spezifische Lektionen integriert, um die jüngeren Generationen über die Schrecken der Vergangenheit zu unterrichten und deren Wiederholung zu verhindern. Angesichts dieser phänomenalen Zunahme antisemitischer Taten fühlen sich fast 75 % der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich unsicher, ein zutiefst beunruhigendes Gefühl in einer Republik, die behauptet, eine Bastion der Menschenrechte zu sein. Der Ausdruck "glücklich wie ein Jude in Frankreich" scheint leider veraltet zu sein. Angesichts dieses besorgniserregenden Anstiegs des Antisemitismus wird es dringend notwendig, konkrete und kollektive Maßnahmen zu ergreifen, um die Werte der Toleranz und des gegenseitigen Respekts zu bekräftigen, die unsere Gesellschaft auszeichnen müssen.

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