Rede zum Politischen Jahresauftakt 2022Liebe Genossinnen und Genossen,ein Jahr ist vorbei und ein neues hat begonnen.

Normalerweise beginnen wir das mit einem Zusammensein, mit einem Getränk, einer schönen Versammlung oder Veranstaltung. Wir blicken uns in die Augen, schauen zurück, aber schauen vor allem nach vorne. All das geht schon wieder nicht, denn ich schaue hier maximal in eine Kamera und ins Internet. Und ich sage euch, das nervt.Ja, wir haben in diesen Corona-Zeiten gelernt, dass eine Video-Konferenz manchen Kilometer spart, aber wir haben auch spüren müssen, dass uns das Gespräch, die Umarmung, das abendliche gemeinsame Bier oder der Plausch fehlt.Uns fehlt das alles, weil Linkssein eben auch heißt gemeinschaftlich sein, weil wir die Zusammenkunft brauchen, um unsere Politik zu diskutieren. Daher hoffe ich, dass wir uns im Juni in Erfurt auf unseren Parteitag endlich wieder alle zusammen sehen und es miteinander besser haben können. Zumal wir viel zu besprechen, aufzuarbeiten und zu klären haben.Gerade weil wir uns in so einer schwierigen Situation befinden bin ich froh, dass sich Menschen wie Gerhard Trabert mit uns und für uns engagieren!Ja, unser Kandidat zum Bundespräsidenten Gerhard Trabert ist ein Mensch der Tat. Er erinnert uns an den Satz des „kleinen Prinzen“ von Saint-Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Deswegen freue ich mich sehr, dass er unseren Vorschlag zu kandidieren angenommen hat.Gerhard hat sich eben vorgestellt und gesagt, was er macht und wofür er steht. Er kümmert sich um jene, um diese sich in diesem Land viel zu wenig kümmern. Und gerade in dieser Corona-Zeit ist das so verdammt wichtig. Denn vergessen wir nicht: Wir sagen uns, dass wir uns schützen und möglichst zuhause bleiben sollen. Aber es gibt eben jene, die kein zuhause haben und die von nichts fernbleiben können, weil sie eben nichts haben außer ihrem nackten Leben. Es gibt die, die alles hinter sich gelassen haben, weil sie fliehen mussten und die jetzt hier sind oder hierherkommen möchten. Um all die kümmert sich Gerhard Trabert. Ihnen begegnet er mit Respekt und hilft ihnen Mensch zu sein. Er tut das nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem Balkan, in Syrien und auf dem Mittelmeer.Ja, Gerhard zeigt uns in seiner Arbeit, dass in unserem Land tagtäglich die Würde von Menschen verletzt wird. Aber er sagt uns damit auch, wofür wir da sind, liebe Genossinnen und Genossen: Wir sind nicht für uns da, sondern wir sind für die Menschen im Land da. Und genau das sollte uns auch in diesem neuen Jahr leiten. Wir sind für die da, die nicht gehört und gesehen werden. Also hören wir ihnen zu und sprechen wir mit ihnen, wenn wir verstehen wollen, warum sie uns nicht mehr wählen oder eher uninteressant finden.Und ich möchte von meiner Seite auch noch einmal ganz ausdrücklich John McDonnell von Labour begrüßen, den ehemaligen Schatten-Schatzkanzler von Jeremy Corbyn. John steht auch für eine linke Politik des großen Herzens.Auch Labour hatte schwerwiegende Wahlniederlagen zu verkraften. Und es ist ein schönes Zeichen der Solidarität, dass John heute zu uns spricht und uns Mut gibt, in unserer bescheidenen Situation.Und Mut und Klugheit brauchen wir dringend. Wahlniederlage wirkt noch schwer nach. Wir sind eben nicht nur mit einem blauen Auge davongekommen.  Ein blaues Auge heilt von alleine. Wir aber wären um ein Haar aus dem Bundestag geflogen, nur die Direktmandatsklausel hat uns gerettet.Da können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sagen: wird schon wieder werden. Rosa Luxemburg hat uns schon 1915 etwas Wichtiges ins Stammbuch „Selbstkritik rücksichtslose, grausame, bis auf den Grund der Dinge gehende Selbstkritik ist Lebensluft und Lebenslicht der proletarischen Bewegung.“Ja, wir brauchen mehr solidarische Selbstkritik und mehr Debatte. Wir müssen tatsächlich mutig jeden Stein umdrehen und dürfen dabei keine Angst haben. Und wir müssen uns vor Vereinfachungen hüten. Wo neben den Bundestagswahlen auch Landtagswahlen und/oder Kommunalwahlen stattfanden, sind die Wahlergebnisse unterschiedlich und müssen auch genau so betrachtet werden. In Berlin z.B. hatten wir ein desaströses Bundestagsergebnis, bei den Abgeordnetenhauswahlen aber bei den absoluten Stimmenergebnissen keine Verluste und bei den Kommunalwahlen (z.B. in Pankow) in absoluten Zahlen sogar leichte Gewinne. Das ist zumindest ein Indiz, dass die Wählerinnen und Wähler einen sehr genauen Blick auf uns haben, darauf was wir versprechen, was man uns glaubt und was wir leisten.Viele haben sich nach den Bundestagswahlen zu Wort gemeldet. Das Wort „Erneuerung“ macht die Runde. Das heißt zuallererst, dass wir mit offenen Armen und offenem Herzen hinausgehen und hören, spüren, was die Menschen brauchen u

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